Dies ist eins meiner Lieblingsbilder vom
letzten Wochenende – aus den Sossusvlei Dünen im Süden Namibias! Da wir das mit
dem Selbstorganisieren nicht so ganz hingekriegt haben, haben wir uns dem
Touri-Trip eines Backpacker Hostels angeschlossen...also sind wir, Ruth, Ferdi,
Tim und ich, am Samstag morgen zu unmenschlichen Zeiten (für BAS-Freiwillige)
gen Süden gefahren. Der Trip bestand aus nur einer Übernachtung, aber
eigentlich hat das auch gereicht, denn in den zwei Tagen sind wir für
Sonnenuntergang und Sonnenaufgang auf zwei Dünen geklettert, haben eine
gruselige Nachtwanderung durch die Pampa Namibias gemacht, einen Mini-Canyon
besichtigt, sind zum Deadvlei gewandert, haben ein paar Stunden am Pool verbracht
und leckeres Essen gegessen. Für mich Sonnenkind waren diese morgendlichen
Stunden auf Düne 45 das Highlight des Wochenendes. Es war super anstrengend so
früh aufzustehen und dann auch noch auf eine Düne zu klettern, aber es war es
definitiv wert!
Eine weniger spaßige Angelegenheit war die
besagte Nachtwanderung, die uns eigentlich als „you guys are just gonna walk
back so I can prepare dinner“ angekündigt wurde, dann aber statt einer halben
Stunde eine ganze gedauert hat und der Geheimtipp, nicht der Straße zu folgen
sondern die Abkürzung querfeldein „in direction of that mountain over there“ zu
nehmen hat sich als sehr gewagt herausgestellt, weil wir uns plötzlich nicht
mehr einig waren, auf welchen Hügel er gezeigt hatte, es auf einmal einfach
dunkel war, plötzlich 50m von uns entfernt ein Oryx (mit Hörnern) rumstand und
Ferdi fast auf eine Schlange getreten wäre... Naja, wir sind dann doch
irgendwie angekommen und haben überlebt J Als Stärkung
gab es dann einen leckeren Braai (François hat gegrillt) mit Lamb Chops,
Boerewors (Bratwurst), gegrillten Kartoffeln und Squash gefüllt mit Mais –
deluxe! Übrigens ist die Oryx-Antilope das Wappentier Namibias, was François
auch jedes Mal mit einem „Oryyyyyx on your right – SALUTE!“ gefeiert hat. Außer
das François uns auf Hin-und Rückfahrt sehr viel über Namibia, Geschichte,
Kultur Landschaft und Vegetation erzählt hat, hat er jedes Ereignis mit „This
is Namibia – Land of the brave“ kommentiert... ein sehr stolzer Namibier, unser
gute-Laune-Guide J
Am nächsten Morgen haben wir also um 4 Uhr
unsere Zelte abgebaut, einen Kaffee geschlüft und sind Richtung Sonnenaufgang
gefahren. Nach der Düne 45 stand eine Wanderung zum Deadvlei an (dort war
mitten in der Wüste ein kleiner See, jetzt findet man nur noch eine Lehmschicht
und abgstorbene Bäume) und haben ein paar Touri Fotos geschossen – Crazy Daddy,
eine der höchsten Dünen der Welt haben wir dann nur noch von unten
bestaunt...es ist so anstrengend auf dem Sand zu laufen! An der Tankstelle
neben der Campsite hatte es mittags 42 Grad...
Auf der Fahrt in den Süden sind wir übrigens
an einigen kleinen Siedlungen vorbeigekommen, wo ein paar Leute quasi mitten im
nirgendwo mit ihren Schafen, Eseln und Pferden leben. Auf der Hinfahrt ist
plötzlich aus einem der Häuser eine zierliche, junge Damara-Frau mit den Armen
fuchtelnd auf uns zu gerannt gekommen und wollte ein Stück mitgenommen werden.
Da kurz darauf Schwester, Mann, Kind, Baby und Großmutter mit Gepäck
hinterherkamen, dachten wir schon jetzt wird’s eng, aber im Endeffekt wollte
nur zwei Frauen und Baby mit. Rausgelassen haben wir sie ein paar Kilometer
weiter, als am Straßenrand zwei Esel auftauchten. Häuser haben wir da keine
gesehen. Witzig war aber, dass die gleiche Frau auf der Rückfahrt wieder
angerannt kam und wieder mit zurückfuhr. Da François auch Damara ist (zumindest
spricht), haben die zwei uns durch das Automikro einen Damara-Song
gesungen...hihi.
Ausgerechnet an diesem Wochenende, wo wir
nicht in Windhoek waren, hat es zuhause mal wieder geregnet. Es mag für euch
unnachvollziehbar klingen, aber nach so zahlreichen Sonnenstunden in den
letzten vier (!!!) Monaten, wünscht man sich tatsächlich des Öfteren
Regenwolken, die uns eine kleine Abkühlung genehmigen... Ich dachte nicht, dass
ich das jemals sagen werde, aber ich vermisse dich deutsches
Herbst-Schmuddelwetter! Vor zwei Wochen hatte ich meine erste Erkältung/Husten
in Namibia und es war echt unerträglich in der 24-Stunden-Hitze.
Meine neuste Entdeckung ist das Schwimmbad in Olympia
(einem Stadtteil etwas außerhalb von Windhoek), wo ich eigentlich schon länger
mal hinwollte, es aber nie geschafft habe. Jedenfalls habe ich mich gefühlt wie
ein neuer Mensch, als ich letzte Woche zum ersten Mal nach Monaten wieder
schwimmen war. Das Schwimmbad ist überraschend modern und ebenso preiswert, und
da dort viele Weiße zum schwimmen hinkommen ist es auch nicht ganz so
unangenehm im Bikini rumzulaufen.
Dieses „Weiß sein“ war in letzter Zeit ehrlich
gesagt nicht so mein Ding, irgendwann kommt es wohl einfach mal zu einem Punkt,
wo einem das ständige angelabert/angestarrt werden bzw. einfach offensichtlich
anders zu sein und anders behandelt zu werden, zu viel wird. Vor ein paar
Wochen hat einer versucht, mich zu überfallen als ich ausnahmsweise alleine
durch Katutura gelaufen bin. Da ich meine Tasche aus Reflex festgehalten hab,
hat er in mein Handgelenk gebissen. Ich trage nie wertvolle Sachen mit mir rum
und zum Glück sind dann andere Leute näher gekommen, sodass er nichts
mitgenommen hat und mir auch nichts schlimmeres passiert ist.
Keine Sorge, mir geht es gut – die ganze Sache
belastet mich eher in der Art, dass ich wütend bin auf diese ganze „Ich bin
schwarz, du bist weiß“ -Perspektive. Ich hatte meine vergammeltsten Kleider an,
sah fertig aus und war komplett eingestaubt und trotzdem sah ich
„überfallenswert“ aus, weil ich weiß bin. Weiße sind einfach reich, das ist
hier wie ein Gesetz. Egal wie gut ich mittlerweile manche Namibier kenne, ich
bin und bleibe weiß und anders. Oft finde ich das sehr schade, weil so in den
Hintergrund gerückt wird, wer du wirklich bist, du bist ja ne Weiße (So extrem
gilt das jetzt nur für Taxifahrer, die dich heiraten wollen oder Verkäufer,
Leute, die du nicht kennst eben). Aber auf der anderen Seite muss man auch die
Leute irgendwo verstehen, vor allem die, die außer Katutura/Windhoek in ihrem
Leben noch nichts gesehen haben. Es wird ihnen ja hier auch noch täglich
vorgelebt; die Weißen wohnen hauptsächlich in den „besseren“ Vierteln und haben
ihre eigene Community. Arme Weiße, seien es Bettler, Hausangestellte oder
Security Leute, gibt es hier nicht. In der Hinsicht bin ich als blonde Frau,
die alleine durchs Township läuft, wohl eine einzige Provokation.
Dieser Kontrast von der Stadt nach Katutura
und wieder zurück, den ich täglich erlebe, scheint mir einfach im Moment so
krass, aber ich denke, das geht auch wieder vorbei und dann wird es auch wieder
Tage geben, wo ich mich über die Kinder freue, die auf mich zugestürmt kommen
und mich umarmen oder mir zurufen. Natürlich macht es immer noch super viel
Spaß mit unseren (meistens) süßen BASKids und den 5. Klässern an den
Grundschulen zu trainieren.
Ich arbeite auch hart an meinem Oshivambo,
eine Lehrerin von einer der Grundschulen gibt mir ab und zu ein bisschen
Unterricht, sodass ich vielleicht bald mit einigen in ihrer Muttersprache
smalltalken kann und mich so von dem restlichen deutschen Volk hier
differenzieren kann...haha. Mein neues Lieblingswort ist Oshizizi, das heißt
„grün“ :-).
Paula, Tochter meiner Lehrerin |
Übrigens bin ich hier jetzt nicht ständig in
Depri-Laune auch wenn das grad so klingt – ich bin immer noch sehr happy, diese
Erfahrung machen zu dürfen und bereue keinen Teil davon! ...Es gibt schließlich
immer und überall mal gute und mal schlechte Tage!
Zurzeit plane ich mit Ferdi und ein paar
namibischen Freunden unseren Trip über Weihnachten und Silvester, der uns in
den Norden Namibias, den Caprivi Steifen, zu den Victoria Falls und ins
Nachbarland Botsuana führen soll. Am meisten freue ich mich auf Silvester, wo wir
auf einem internationalen Music Festival direkt an den Victoria Falls sein
werden. (www.vicfallscarnival.com).
Bevor es losgeht, stehen aber noch die
letztens Exams der BAS Kids und unser Sommercamp an, das wir gerade kräftig
planen. Eventuell werden wir neben vielen Anti-Basketball-Activities einen
Erste-Hilfe-Kurs vom Roten Kreuz mitmachen und das State House besuchen können.
Ob das wirklich klappt sehen wir dann... :-)
Der Monat November war etwas chaotisch an der
Basketball Artists School, weil wegen der Prüfungsphase immer nur wenige Kids
gekommen sind und für den ganzen Stoff, der für die einzelnen Fächer zu lernen
ist, im Endeffekt nicht genug Zeit war. Auch in Namibia, wie wahrscheinlich
fast überall auf der Welt, herrscht bei den Schülern die Einstellung, dass am
Tag vor dem Exam zu lernen am effektivsten ist und völlig ausreicht. Naja! Die
Awards Ceremony des letzten Trimesters konnten wir letzten Freitag auch endlich
abhalten und viele Kids wurden ausgezeichnet.
Mitte Januar wird das neue Schuljahr beginnen
und an der BAS steht ein Umbruch an. Für das Hauptprojekt werden wir neue,
jüngere Kinder auswählen, und die bisherigen 20 Jungs und Mädels werden nur
noch ab und zu für den Basketballteil kommen. Einige sind mittlerweile seit 3,5
Jahren dabei und im kommenden Jahr werden die allermeisten auf weiterführende
Schulen gehen, die zu weit weg sind um pünktlich zur BAS zu kommen. Auch der
Academics-Teil wird umstrukturiert und sich nicht mehr auf Hausaufgaben
konzentrieren, sondern auf zusätzlichen Mathe- und Englischunterricht, der den
Kids ein gutes Grundverständnis verschaffen soll, sodass sie besser auf ihre
Exams, aber auch auf das Leben nach der Schule vorbereitet werden.
Ebenso werden wir auch das Programm an den
Grundschulen weiterführen um wiederum neue und jüngere Spielern im Rahmen von
AGs bzw. Sportunterricht an die Grundlagen des Basketballs heranzuführen und
die Sportart zu verbreiten.
Mehr Infos zu meiner Arbeit an der BAS habe
ich auf der BAS-aktuell Seite eingestellt.
Ich nehme an, das war schon wieder viel zu
viel Information auf einmal – sorry – aber hey, wer bis zum Ende angekommen
ist, bekommt einen dicken Luftkuss! Und wer mir jetzt auch noch antwortet und
ein Update aus seinem Leben gibt, hat eine sehr hohe Chance auf eine Weihnachtspostkarte
straight from Namibia! Let’s go!
Ich vermisse euch alle sehr und sende wie
immer ganz viel Sonne in die Heimat!
Kuss, Julia