Mittwoch, 27. November 2013

# 7 This is Namibia – Land of the brave!



Dies ist eins meiner Lieblingsbilder vom letzten Wochenende – aus den Sossusvlei Dünen im Süden Namibias! Da wir das mit dem Selbstorganisieren nicht so ganz hingekriegt haben, haben wir uns dem Touri-Trip eines Backpacker Hostels angeschlossen...also sind wir, Ruth, Ferdi, Tim und ich, am Samstag morgen zu unmenschlichen Zeiten (für BAS-Freiwillige) gen Süden gefahren. Der Trip bestand aus nur einer Übernachtung, aber eigentlich hat das auch gereicht, denn in den zwei Tagen sind wir für Sonnenuntergang und Sonnenaufgang auf zwei Dünen geklettert, haben eine gruselige Nachtwanderung durch die Pampa Namibias gemacht, einen Mini-Canyon besichtigt, sind zum Deadvlei gewandert, haben ein paar Stunden am Pool verbracht und leckeres Essen gegessen. Für mich Sonnenkind waren diese morgendlichen Stunden auf Düne 45 das Highlight des Wochenendes. Es war super anstrengend so früh aufzustehen und dann auch noch auf eine Düne zu klettern, aber es war es definitiv wert!



Eine weniger spaßige Angelegenheit war die besagte Nachtwanderung, die uns eigentlich als „you guys are just gonna walk back so I can prepare dinner“ angekündigt wurde, dann aber statt einer halben Stunde eine ganze gedauert hat und der Geheimtipp, nicht der Straße zu folgen sondern die Abkürzung querfeldein „in direction of that mountain over there“ zu nehmen hat sich als sehr gewagt herausgestellt, weil wir uns plötzlich nicht mehr einig waren, auf welchen Hügel er gezeigt hatte, es auf einmal einfach dunkel war, plötzlich 50m von uns entfernt ein Oryx (mit Hörnern) rumstand und Ferdi fast auf eine Schlange getreten wäre... Naja, wir sind dann doch irgendwie angekommen und haben überlebt J Als Stärkung gab es dann einen leckeren Braai (François hat gegrillt) mit Lamb Chops, Boerewors (Bratwurst), gegrillten Kartoffeln und Squash gefüllt mit Mais – deluxe! Übrigens ist die Oryx-Antilope das Wappentier Namibias, was François auch jedes Mal mit einem „Oryyyyyx on your right – SALUTE!“ gefeiert hat. Außer das François uns auf Hin-und Rückfahrt sehr viel über Namibia, Geschichte, Kultur Landschaft und Vegetation erzählt hat, hat er jedes Ereignis mit „This is Namibia – Land of the brave“ kommentiert... ein sehr stolzer Namibier, unser gute-Laune-Guide J

Am nächsten Morgen haben wir also um 4 Uhr unsere Zelte abgebaut, einen Kaffee geschlüft und sind Richtung Sonnenaufgang gefahren. Nach der Düne 45 stand eine Wanderung zum Deadvlei an (dort war mitten in der Wüste ein kleiner See, jetzt findet man nur noch eine Lehmschicht und abgstorbene Bäume) und haben ein paar Touri Fotos geschossen – Crazy Daddy, eine der höchsten Dünen der Welt haben wir dann nur noch von unten bestaunt...es ist so anstrengend auf dem Sand zu laufen! An der Tankstelle neben der Campsite hatte es mittags 42 Grad...




Auf der Fahrt in den Süden sind wir übrigens an einigen kleinen Siedlungen vorbeigekommen, wo ein paar Leute quasi mitten im nirgendwo mit ihren Schafen, Eseln und Pferden leben. Auf der Hinfahrt ist plötzlich aus einem der Häuser eine zierliche, junge Damara-Frau mit den Armen fuchtelnd auf uns zu gerannt gekommen und wollte ein Stück mitgenommen werden. Da kurz darauf Schwester, Mann, Kind, Baby und Großmutter mit Gepäck hinterherkamen, dachten wir schon jetzt wird’s eng, aber im Endeffekt wollte nur zwei Frauen und Baby mit. Rausgelassen haben wir sie ein paar Kilometer weiter, als am Straßenrand zwei Esel auftauchten. Häuser haben wir da keine gesehen. Witzig war aber, dass die gleiche Frau auf der Rückfahrt wieder angerannt kam und wieder mit zurückfuhr. Da François auch Damara ist (zumindest spricht), haben die zwei uns durch das Automikro einen Damara-Song gesungen...hihi.



Ausgerechnet an diesem Wochenende, wo wir nicht in Windhoek waren, hat es zuhause mal wieder geregnet. Es mag für euch unnachvollziehbar klingen, aber nach so zahlreichen Sonnenstunden in den letzten vier (!!!) Monaten, wünscht man sich tatsächlich des Öfteren Regenwolken, die uns eine kleine Abkühlung genehmigen... Ich dachte nicht, dass ich das jemals sagen werde, aber ich vermisse dich deutsches Herbst-Schmuddelwetter! Vor zwei Wochen hatte ich meine erste Erkältung/Husten in Namibia und es war echt unerträglich in der 24-Stunden-Hitze.

Meine neuste Entdeckung ist das Schwimmbad in Olympia (einem Stadtteil etwas außerhalb von Windhoek), wo ich eigentlich schon länger mal hinwollte, es aber nie geschafft habe. Jedenfalls habe ich mich gefühlt wie ein neuer Mensch, als ich letzte Woche zum ersten Mal nach Monaten wieder schwimmen war. Das Schwimmbad ist überraschend modern und ebenso preiswert, und da dort viele Weiße zum schwimmen hinkommen ist es auch nicht ganz so unangenehm im Bikini rumzulaufen.

Dieses „Weiß sein“ war in letzter Zeit ehrlich gesagt nicht so mein Ding, irgendwann kommt es wohl einfach mal zu einem Punkt, wo einem das ständige angelabert/angestarrt werden bzw. einfach offensichtlich anders zu sein und anders behandelt zu werden, zu viel wird. Vor ein paar Wochen hat einer versucht, mich zu überfallen als ich ausnahmsweise alleine durch Katutura gelaufen bin. Da ich meine Tasche aus Reflex festgehalten hab, hat er in mein Handgelenk gebissen. Ich trage nie wertvolle Sachen mit mir rum und zum Glück sind dann andere Leute näher gekommen, sodass er nichts mitgenommen hat und mir auch nichts schlimmeres passiert ist.
Keine Sorge, mir geht es gut – die ganze Sache belastet mich eher in der Art, dass ich wütend bin auf diese ganze „Ich bin schwarz, du bist weiß“ -Perspektive. Ich hatte meine vergammeltsten Kleider an, sah fertig aus und war komplett eingestaubt und trotzdem sah ich „überfallenswert“ aus, weil ich weiß bin. Weiße sind einfach reich, das ist hier wie ein Gesetz. Egal wie gut ich mittlerweile manche Namibier kenne, ich bin und bleibe weiß und anders. Oft finde ich das sehr schade, weil so in den Hintergrund gerückt wird, wer du wirklich bist, du bist ja ne Weiße (So extrem gilt das jetzt nur für Taxifahrer, die dich heiraten wollen oder Verkäufer, Leute, die du nicht kennst eben). Aber auf der anderen Seite muss man auch die Leute irgendwo verstehen, vor allem die, die außer Katutura/Windhoek in ihrem Leben noch nichts gesehen haben. Es wird ihnen ja hier auch noch täglich vorgelebt; die Weißen wohnen hauptsächlich in den „besseren“ Vierteln und haben ihre eigene Community. Arme Weiße, seien es Bettler, Hausangestellte oder Security Leute, gibt es hier nicht. In der Hinsicht bin ich als blonde Frau, die alleine durchs Township läuft, wohl eine einzige Provokation.
Dieser Kontrast von der Stadt nach Katutura und wieder zurück, den ich täglich erlebe, scheint mir einfach im Moment so krass, aber ich denke, das geht auch wieder vorbei und dann wird es auch wieder Tage geben, wo ich mich über die Kinder freue, die auf mich zugestürmt kommen und mich umarmen oder mir zurufen. Natürlich macht es immer noch super viel Spaß mit unseren (meistens) süßen BASKids und den 5. Klässern an den Grundschulen zu trainieren. 
Ich arbeite auch hart an meinem Oshivambo, eine Lehrerin von einer der Grundschulen gibt mir ab und zu ein bisschen Unterricht, sodass ich vielleicht bald mit einigen in ihrer Muttersprache smalltalken kann und mich so von dem restlichen deutschen Volk hier differenzieren kann...haha. Mein neues Lieblingswort ist Oshizizi, das heißt „grün“ :-).

Paula, Tochter meiner Lehrerin
Übrigens bin ich hier jetzt nicht ständig in Depri-Laune auch wenn das grad so klingt – ich bin immer noch sehr happy, diese Erfahrung machen zu dürfen und bereue keinen Teil davon! ...Es gibt schließlich immer und überall mal gute und mal schlechte Tage!
Zurzeit plane ich mit Ferdi und ein paar namibischen Freunden unseren Trip über Weihnachten und Silvester, der uns in den Norden Namibias, den Caprivi Steifen, zu den Victoria Falls und ins Nachbarland Botsuana führen soll. Am meisten freue ich mich auf Silvester, wo wir auf einem internationalen Music Festival direkt an den Victoria Falls sein werden. (www.vicfallscarnival.com).

Bevor es losgeht, stehen aber noch die letztens Exams der BAS Kids und unser Sommercamp an, das wir gerade kräftig planen. Eventuell werden wir neben vielen Anti-Basketball-Activities einen Erste-Hilfe-Kurs vom Roten Kreuz mitmachen und das State House besuchen können. Ob das wirklich klappt sehen wir dann... :-)

Der Monat November war etwas chaotisch an der Basketball Artists School, weil wegen der Prüfungsphase immer nur wenige Kids gekommen sind und für den ganzen Stoff, der für die einzelnen Fächer zu lernen ist, im Endeffekt nicht genug Zeit war. Auch in Namibia, wie wahrscheinlich fast überall auf der Welt, herrscht bei den Schülern die Einstellung, dass am Tag vor dem Exam zu lernen am effektivsten ist und völlig ausreicht. Naja! Die Awards Ceremony des letzten Trimesters konnten wir letzten Freitag auch endlich abhalten und viele Kids wurden ausgezeichnet.




Mitte Januar wird das neue Schuljahr beginnen und an der BAS steht ein Umbruch an. Für das Hauptprojekt werden wir neue, jüngere Kinder auswählen, und die bisherigen 20 Jungs und Mädels werden nur noch ab und zu für den Basketballteil kommen. Einige sind mittlerweile seit 3,5 Jahren dabei und im kommenden Jahr werden die allermeisten auf weiterführende Schulen gehen, die zu weit weg sind um pünktlich zur BAS zu kommen. Auch der Academics-Teil wird umstrukturiert und sich nicht mehr auf Hausaufgaben konzentrieren, sondern auf zusätzlichen Mathe- und Englischunterricht, der den Kids ein gutes Grundverständnis verschaffen soll, sodass sie besser auf ihre Exams, aber auch auf das Leben nach der Schule vorbereitet werden.
Ebenso werden wir auch das Programm an den Grundschulen weiterführen um wiederum neue und jüngere Spielern im Rahmen von AGs bzw. Sportunterricht an die Grundlagen des Basketballs heranzuführen und die Sportart zu verbreiten.

Mehr Infos zu meiner Arbeit an der BAS habe ich auf der BAS-aktuell Seite eingestellt.

Ich nehme an, das war schon wieder viel zu viel Information auf einmal – sorry – aber hey, wer bis zum Ende angekommen ist, bekommt einen dicken Luftkuss! Und wer mir jetzt auch noch antwortet und ein Update aus seinem Leben gibt, hat eine sehr hohe Chance auf eine Weihnachtspostkarte straight from Namibia! Let’s go!

Ich vermisse euch alle sehr und sende wie immer ganz viel Sonne in die Heimat!

Kuss, Julia