Seit meinem letzten Eintrag sind ja doch schon
wieder einige Tage vergangen... die Zeit fliegt hier einfach! Dadurch, dass es
noch so früh dunkel wird zur Zeit fühlen sich die Tage extrem kurz an und ich
denke oft, dass es schon viel später ist, als es tatsächlich ist. Die Sonne
macht ihr frühes Verschwinden aber immer wieder gut, indem sie den GANZEN Tag
lang scheint – und das JEDEN Tag. Auf Wolken kann man hier im Inland lange
warten und was man anzieht, kann
man auch schon eine Woche vorher planen. Einfach genial, diese namibische
Sonne.
Wie ihr vielleicht schon gesehen hab, habe ich
einige Bilder hochgeladen. Die meisten davon sind von unserem zweiten
Wochenende in Windhoek, als wir mit unseren Kids auf ein wunderschönes Gelände
namens PENDUKA am Goreangab Dam gefahren sind. Dort sind Werkstätten, in denen
von Hand namibische Souvenirs hergestellt werden, die weltweit verkauft werden.
Außerdem gibt es ein Restaurant und Zimmer bzw. Hütten, in denen wir zweimal
übernachtet haben. Bei unserem Programm war von backen über singen und tanzen
bis zur Schnitzeljagd alles dabei und alle Teilnehmer hatten sehr viel Spaß.
Die Kids, die im letzten Term sportlich am erfolgreichsten waren, haben bei
unserer Award Ceremony von Coach Frank einen Gutschein für einen Game Drive
bekommen. NEID!
Auf das Camp folgten dann zwei Wochen Ferien,
die jetzt fast vorüber sind. Nächsten Dienstag beginnt das neue Trimester und
somit auch unser Alltag an der BAS. Die alten Freiwilligen Fabi und Lena haben
wir leider diese Woche zurück nach Deutschland gehen lassen müssen....dank
ihnen, ihren Tipps und allem, was sie uns gezeigt haben, hatten wir wirklich
einen sehr guten Start und kennen uns jetzt schon einigermaßen gut aus in
Windhoek. Auch wenn wir sie jetzt ablösen durften und wir uns sehr auf das Jahr
freuen, bin ich doch echt gespannt wie diese ersten Wochen so werden. Noch dazu
kommt, dass Frank, der Veter der Basketball Artists School und unser Chef, die
nächsten zwei Monate in Deutschland sein wird und uns wenn überhaupt nur per
Internet zur Seite stehen kann. Ich halte euch auf dem Laufenden, wie das alles
so wird!
Windhoek lerne ich jeden Tag ein bisschen
besser kennen und so langsam hab ich auch verinnerlicht, dass Namibia meine
neue Heimat ist. Obwohl es eine sehr kleine Hauptstadt ist, wirkt Windhoek
riesig für mich. Die vielen unterschiedlichen Stadtteile sind wie kleine Dörfer
und bis ich immer weiß wie ich von A nach B komme, dauert es sicher noch eine
Weile. Vor allem für die crazy Taxifahrer muss man immer einen bekannten
Standort in der Nähe des Ziels kennen, sonst bringen sie einen hin, wo sie
wollen. Unsicher wirken ist direkt ein Fehler, sonst bekommt man
Touri-Aufschlag oder gar eine Stadtrundfahrt. Aber so langsam gewöhne ich mich
an mein Fortbewegungsmittel Taxi und meistens ist es echt ganz witzig.
Im Taxi kann man vor allem sehr gut
beobachten, was sonst noch so auf der Straße abgeht. Alltägliche Beobachtungen
sind zum Beispiel Autofahrer, die einen der zahlreichen Speed Humps zu spät
sehen und dann leicht abheben beim drüberrasen. Ob ich schon grüne
Fußgängerampeln gesehen hab, weiß ich gerade gar nicht. Rotes Ampellicht
bedeutet eigentlich hier für Fussgänger eher RENN SCHNELLER! Leider deuten das
aber auch Taxifahrer oft so und fahren bewusst über rot, es ist echt ein
Wunder, dass ich noch keinen Unfall gesehen habe. Witzig finde ich Baustellen:
So viele Blaumänner auf einem Fleck. Bei uns in der Nähe stehen jeden Morgen 15
Männer am Straßengraben und buddeln im Takt; von einem Bagger keine Spur.
Generell gibt es hier immer viel mehr Angestellte als bei uns. Von
Kleidergeschäft bis Supermarkt, man sieht manchmal mehr Mitarbeiter als Kunden,
der Stundenlohn ist wohl echt nicht hoch.
Witzig finde ich noch, dass vor den Treppen im
Wernhil (Mall im Stadtzentrum, 15 Min zu Fuß) immer Stau ist, weil viele Leute
hier Angst haben vor Rolltreppen. Ich weiß nicht genau, an was das liegt, aber
man muss aufpassen, dass man niemanden rempelt, der sich erst überwinden muss,
auf die erste Stufe zu treten.
Namibier sind im Durchschnitt eher kleine
Leute, denn Straßenschilder hängen hier meistens auf 1,80m oder tiefer, was
schon so manche Kollision von deutschen Basketballspielern mit Schildern
verursacht hat...
Was man sonst noch oft am Straßenrand sieht, vor
allem im Township sind Leute die „Kapana“ verkaufen. Das ist frisches Fleisch
vom Rind, was man direkt vom Grill kaufen und mit einem speziellen Gewürz essen
kann. An größeren Standorten in Katutura kann man dazu Tomaten-Zwiebel-Salat und
„vetkoeks“ (frittierte Hefeklöße, erinnern mich an Oma’s Fasnachtskichle)
kaufen und hinter den Grills sieht man dort auch tote Kühe und Leute, die das
Fleisch frisch zubereiten. Die Hygiene ist eine Sache für sich, aber schlecht
schmecken tut es nicht.
Leider gibt es außerhalb von der Innenstadt
und den Malls sehr wenige Mülleimer, sodass man dort viel Abfall herumliegen
sieht. Noch dazu kommt, dass du einen Supermarkt nur verlassen darfst, wenn du
deinen ganzen Einkauf in Plastiktüten verpackt hast. An jeder Kasse sind also
zwei Mitarbeiter, einer kassiert, einer packt Tüten. Doof ist, dass die Tüten
in Massen ausgegeben werden und so viele Mülltüten braucht kein Mensch zu Haus.
Zum nächsten Einkauf mitbringen macht auch niemand und wahrscheinlich würde man
dann auch noch Stress mit den Security Guards bekommen. Plastik Plastik Plastik
everywhere.
Security Guards. Die sind auch überall.
Bekommen das geringste Gehalt überhaupt (ich habe gehört Standard sind 3 N$
also 35 cent pro Stunde) und sind dementsprechend zuverlässig. Als unsere
Umkleiden an der BAS vor zwei Wochen aufgebrochen wurden, wurde auch der
Security Guard verhaftet.
Für die BAS hat dies bedeutet, dass ein neues
Aufbewahrungssystem hermusste, weil zum wiederholten Mal ein Großteil der
Schuhe und Trikots weg war. Die neuste Lösung ist jetzt ein Container, der mit
speziellen Schlössern verriegelt werden soll und im Garten der Familie eines
Kindes steht. Ich hoffe, jetzt passiert nichts mehr...
Zurück zum Essen: Namibier lieben Fleisch. Als
Vegetarier findet man sicher nicht in jedem Restaurant das richtige, und Obst,
aber vor allem Gemüse ist generell nicht so beliebt. Es wird viel Wild gegessen
(Kudu, Oryxantilope, Ehland), aber auch Rind und Chicken , Schwein eher
weniger. Letzte Woche waren wir mit Frank in Windhoeks edelstem Hotel essen,
der Heinitzburg, dort habte ich sogar Taube probiert. In „Joe’s Beerhouse“ gibt
es auch Haxn und Sauerkraut und andere deutsche Spezialitätetn, aber da hat es
mich jetzt noch nicht hingezogen. Sehr namibisch ist auch Pap, also Brei aus
Maismehl. Davon gibt es verschiedene Arten und namibische Familien essen es so
gut wie jeden Tag in Kombination mit allem, so weit ich weiß. Unsere Mädels
hier in der WG machen das auch öfters Mal. Ihr solltet die Maismehlbehälter
hier sehen ! Ein klassischer Nachtisch ist Malva-Pudding, das werde ich wohl
als nächstes mal ausprobieren. Fotos folgen.
Ansonsten habe ich diese Woche die namibische
Mentalität bezüglich Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit relativ gut
kennengelernt, ich war nämlich beim Nationalmannschaftscamp der U17 und den
COSSASSA Games 2013 dabei. Vor einer Woche war der Austragungsort noch in
Lesotho, dann wurde entschieden, die Games in Namibia durchzuführen. Fünf
unserer BAS Mädels wurden bei den Try-Outs ausgesucht und als sie letzten
Montag die Einladungen erhalten haben, wusste man noch nicht wann und wo es am
nächsten Tag (Dienstag) losging. Ich sollte als Assistent von Coach Francina
dabei sein. Der erste Tag war wirklich interessant, die erste Trainingseinheit
bestand aus Freiwürfe werfen und eine Stunde früher Schluss machen. Nachmittags
hat Frank das Training gemacht und durchgegriffen, aber dabei blieb es auch,
als am nächsten Tag die eigentlichen Trainer wieder da waren. Aber die Kids
hatten alle „schlechtes Essen“ bekommen und keiner war fit nach nur 4 Stunden
Schlaf. Spontan sollte ich dann eine Defense-Einheit machen – alles klar!
Nachmittags wurde das Training gecancelled, so wie auch am Tag danach, ist ja
schließlich doof, wenn nicht alle da sind. Jou. An beiden Tagen habe ich am
Court gewartet und ca. 20 Minuten nach offiziellem Trianingsstart erfahren dass
es abgsagt wurde. Gut. Samstag und Sonntag ist ja Wochenende, Montag Feiertag
und heute...hmmm gestern habe ich durch Zufall erfahren, dass keiner der
Trainer da ist und ich das Training machen soll. YES! National Coach Julia ist
zur Stelle:-) Im Endeffekt hat mir wieder keiner mitgeteilt, dass sie heute
Morgen auf einen anderen Court gegangen sind und ich hab wieder ein paar mal
mehr die Stadt durchquert. Endlich angekommen, nur 6 von 12 Spielern konnten
das Training komplett mitmachen. Die anderen wurden am Rand von einem Sani
massiert und untersucht, weil sie eine Verletzung haben. Für mich war das zu
viel Ironie auf einmal. Die Mädels können teilweise noch nicht mal richtig den
Links-Korbleger. Die Coaches selbst finden immer eine Ausrede für alles und die
Kids übernehmen das Verhalten natürlich so. „I’m too hungry, I can’t play.“ In
Deutschland fliegt man da raus. Aber ja, National Team ist eben offensichtlich
nicht National Team! Auf Dauer würde ich mit dieser Arbeitsweise eher weniger
klarkommen, aber ich bin wohl einfach zu deutsch! Witzig find ich immer noch,
dass ich hier ankomme und zwei Wochen später einer der National Coaches des u17
Teams bin. Was `ne Karriere!
Bei den COSSASSA Games war ich dann auf einmal
der u17 Boys Team Manager und habe gemanaget was ging. Eigentlich war ich aber
dann doch bei meinen Mädels Assistant Coach dabei und wir haben nach drei
aufregenden Spielen gegen Botswana, Sambia und Simbabwe Silber geholt :-). Die
Mädels haben sich echt gefreut.
Ja, das waren so meine letzten Wochen...ich
bin jetzt schon 24 Tage hier, fast ein Monat, unfassbar!
Aber man erlebt hier echt einiges, was einem
immer wieder die Augen öffnet. Bisher kenne ich von Namibia bzw. Afrika ja nur
Windhoek und ich vermisse Deutschland schon ab und zu. Vorallem Familie und
Freunde, weil ich hier noch kaum Leute gut kenne, aber auch Deutschland
generell. Du kannst hier auf nichts richtig vertrauen was dir gesagt wird,
Leute sind unzuverlässig, Behörden bestechlich bzw. brauchst du für alles
Geduld, Geduld, Geduld. Es gibt keine normale Post, wenn du von A nach B
willst, musst du ein Taxi nehmen und jeder Mann, der dich anspricht will Geld,
ein Bild machen oder hat andere Hintergedanken und findet es aufregend, dass du
eine weiße Frau bist. Dinge wie Freunde finden, alleine unterwegs sein
(joggen), einkaufen, sind alle leichter als Mann…Mir ist jetzt noch nichts
passiert und ich merke schon wie ich immer selbstsicherer und lockerer werde
jeden Tag, aber trotzdem weiß man eben nie was passiert. Und du kannst auch
nicht konstant mit Leuten unterwegs sein, manchmal hat man ja auch einfach
alleine was zu besorgen/einzukaufen wie auch immer. Naja, ich werd mich dran
gewöhnen müssen.
Daneben ist wohl der größte
Unterschied, dass ich von zu Hause ausgezogen bin, unabhängig von der neuen
Umgebung Das Essen ist im Durchschnitt genauso teuer wie in Deutschland und man
merkt es schon, wenn man plötzlich alles selbst kaufen muss, was man essen
will. Vor allem, was mir vorher nicht so bewusst war, ist, dass ich ja ausgezogen
bin ohne irgendwas mitzunehmen außer meinen Kleidern. Die Basics wie Teller,
Besteck, Tisch, gibt es ja hier in der Wohnung, aber ich merke jetzt richtig,
wie selbstverständlich zu Hause immer alles ist, was man hat - und wenns nur
der Karottenschäler oder die Küchenwaage ist… Aber ja, Dinge wie Heizung,
Rolladen oder Waschmaschine sind schon auch ganz cool ;-)
So, schön, wenn jemand bis zum
Ende gelesen hat, danke dafür :-) In Zukunft werde ich wohl einfach öfter und kürzer
schreiben. Bin jetzt irgendwie noch nicht dazugekommen und für eine Stunde
Internet bezahle ich 10$ und das hochladen dauert immer so lange, vor allem bei
Bildern. 10$ sind bei diesem überragenden Kurs im Moment zwar nur 73cent, aber
eine Stunde kann sehr schnell umgehen ;-)
Ich vermisse euch alle sehr und
hoffe, euch geht’s gut. Freue mich immer, wenn mir jemand schreibt, bekomme
relativ wenig mit, was so abgeht in der Welt. Bei uns ist jetzt übrigens wieder
die gleiche Zeit wie in Deutschland, habe gestern Mittag um 2 also um 3
rausgefunden, dass die Uhr umgestellt wurde…haha.
Küsschen in die Heimat!