Sonntag, 26. Januar 2014

#10 ...wir sind ja schließlich nur einmal jung.



Nach nur zwei Tagen in Windhoek, ging es auch schon weiter auf meinen zweiten Trip, den Mietauto-mit-Dachzelt-und-kompletter-Austattung-Luxustrip, der mich mit den alten Hasen Ferdi und Peter und den Newbies Fabi und Tim in den Süden Namibias führen sollte.

Unser erstes Ziel war der Fish River Canyon. Wir kamen aber erst nachmittags in Windhoek los und durften dank Mietauto nur 90 km/h fahren. Da sich die Fahrer da auch brav drangehalten haben, war unsere erste Etappe in Mariental beendet und wir haben unsere erste Nacht im DACHZELT! auf einem unspektakulären Campingplatz in der Pampa verbracht. Ah halt, die Achterbahnfahrt war auch hier noch nicht vorbei und ganz plötzlich sind die Träume vom vermeintlichen Luxusurlaub nach den zwei Wochen Abenteuer auch geplatzt. Uns wurde die Gasflasche geklaut. Und der ganze Inhalt einer Equipmentkiste. Nach ein bisschen Detektivspielerei kamen wir zu der Theorie, dass jemand in der Nacht zuvor die Schiebefenster des Kofferraums geöffnet haben muss um alles rauszunehmen, was durchgepasst hat. ... Es hätte ja auch mal auch nur für einen Tag was gut gehen können, aber ja. Mit uns kann man’s ja machen, wir sind’s ja mittlerweile gewöhnt.
Alors, am nächsten Morgen kamen wir dem Canyon nach einem kurzen Stopp in Keetmanshoop immer näher, haben den Tag aber dann außerhalb des Ai-Ais-Nationalparks am Pool des Canyon Roadhouse und später mit einem leckeren Braai ausklingen lassen.
Endlich, endlich sind wir dann am nächsten Morgen bei Hobas durch das Gate gefahren und haben den Fish River Canyon erreicht.
Welcome to the second largest canyon of the world!


An mehreren Aussichtspunkten entlang des Canyons kann man eine faszinierende Aussicht genießen und man kommt sich unglaublich klein und unwichtig vor, wenn man so etwas krasses vor Augen hat. Während ich versuchte damit klarzukommen, dass meine Augen ganz und gar nicht einschätzen konnten wie tief und weit dieses „Loch“ ist, haben die Jungs ihrem Echo zugehört und Fabi und Peter sind dann tatsächlich (verbotenerweise, aber wir können ja nicht so gut Englisch) hinunter geklettert und auch irgendwann wieder oben angekommen und wir konnten weiterfahren zu den heißen Quellen von Ai-Ais. Diese Schwefel-Chlor-irgendwas-Quellen wurden in der Nähe des südlichen Ende des Canyon entdeckt und sind ca. 60 Grad heiß. In Ai-Ais, einer Ressortanlage mit kleinem Shop und Mini-Tanktelle wird dieses Wasser in den Pool und die Spa-Anlagen geleitet, sodass wir während unserer Zeit in Ai-Ais eigentlich nur in der „Badewanne“ waren. Die Jungs hatten auch bei den heißen Quellen eine permanente „Oh Gott, ich brauch n Bier“ –Attacke und ich habe aufgehört zu rechnen, wie viel Geld wir für diese Männlichkeitsphasen eigentlich ausgeben. An diesem Punkt rate ich jedem Mädel da draußen, nicht ohne weitere weibliche Gesellschaft und vor allem nicht geistig unvorbereitet auf einen Jungs-Trip zu gehen.
Diese depressive Stimmung hat sich aber auch immer wieder gelegt, ich glaub also nicht dass ich die Fassung verloren hab.
Deeeenn....dann stand der in meinen Augen schönste Teil des Trips bevor, was ich aber vorher auch nicht wusste. Von Ai-Ais aus sind wir weiter Richtung Südafrika gefahren, von der Teerstraße irgendwann auf die Schotterstraße und kamen in den Genuss, stundelang durch menschenleere, jedoch wunderschöne Landschaften zu fahren. Erst hier wurde mir richtig bewusst, wie weit und leer dieses Land doch ist. Es war wunderbar. Wir haben, abgesehen von einem einzigen Auto, keine Menschenseele getroffen bis wir zur südafrikanischen Grenze kamen. Ich war totmüde, konnte aber kein Auge zutun, weil es trotz der Einsamkeit dort unten soo viel zu sehen gab. Natürlich ist dort unten alles sehr trocken, wir haben deshalb auch nur einmal eine mini-kleine Antilope gesehen – und ein Haufen Gestrüpp und riesige Felshügel, Berge und vor uns die niemals endende Straße gen Süden. Geebnet wurde diese Straße auch nie, deswegen war diesmal auch das Bauchgefühl einer Achterbahnfahrt entsprechend. Fabi wollte auch den Fahrersitz nicht mehr hergeben und hat seine Vorliebe für gravel roads entdeckt. Die tollste Entdeckung jedoch war, als wir um eine Kurve fuhren und vor uns den Orange River, die Grenze zu Südafrika, in all seinen knalligen Farben erblickt haben. Eine wunderbare Aussicht, Ankunft im Paradies.



Als nächstes stand Lüderitz auf dem Programm und wir mussten den Orange River wieder Richtung Nordwesten verlassen. Einige Kilometer vor der Stadt mussten die Jungs ein bisschen Energie loswerden und sind ein paar Dünen hochgerannt, es war allerdings so windig, dass alles komplett sandig war, jeder Sandkörner in den Augen hatte und wir schnell weiterwollten. Peter’s Highlight war, dass wir kurze Zeit später wieder Radio hören konnten, da Hitradio Namibia seit neustem auch Frequenzen in Lüderitz hat! „Peter und seine Gang“ wurden sogar von seiner Kollegin mit einem Lied gegrüßt, yeaaah... Die Ankunft in Lüderitz bot uns ein schönes Bild des Hafens im Abendlicht.



Wir haben die Shark Island Campsite aufgesucht, die auf einer Halbinsel liegt, und den allerschönsten Campingplatz gefunden. Mit Abstand mein Favorit bisher.

Unser Stellplatz

 Ein gemütliches Bier auf dem höchsten Felsen während dem Sonnenuntergang am Meer, und alle hatten sich lieb. Das war ein Freitag. Gegessen haben wir im einzigen Restaurant, das wir gefunden hatten und das offen hatte. Der Abend und die Nacht daanch waren, let’s say spaßig, aber der Sternenhimmel war so schön, dass ich eigentlich nur eingemummelt auf den Felsen lag. Auch am nächsten Morgen, Samstag, hatte noch nicht mal der Spar offen. Wunderbares verschlafenes Küstenstädtchen :-)
Am Morgen sind wir noch einmal um die Halbinsel unterhalb von Lüderitz gefahren, wo wir eine windige, aber tolle Aussicht auf's Meer hatten und Robben, und von weitem auch Pinguine gesehen haben.




Leider stand Samstag auch für Aufbruch und wir müssten uns schon wieder auf den Weg nach Windhoek machen. Auch das waren zwei Etappen und wir haben die Nacht bei Skyfall, I mean Seeheim verbracht. Ein gruseliges Hotel im Jägerstyle – der Besitzer hatte einen crazy Vogel auf seiner Schulter sitzen, der ihn auf Kommando geküsst hat. Vor dem Dinner konnten wir den Brüdern unseres Essens noch Hallo sagen...



Wir mussten dann sogar selbst das Licht überall ausschalten als wir fertig waren mit essen, weil beide Angestellte und der Besitzer ins Bett gegangen sind. Oder die Kettensäge holen...

Guten Morgen und Abfahrt zurück nach Windhoek! Am Montagmorgen, sollten wir wieder arbeiten... und alles was ich wollte war eine Woche Urlaub vom Urlaub. Puuh.

Viele Regenstunden, Sonnenstunden und hunderte Fotos später, tausende Dollars weniger, dafür einige Falten und Erfahrungen mehr und meine afrikanischen Sommerferien sind auch vorbei.
Alles in allem eine abenteuerliche und schöne Zeit, der Übergang zur zweiten Hälfte meines Freiwilligendienstes. Und auf einmal machen alle so, als geht das ganze jetzt schon dem Ende entgegen. Ich höre ständig, "ihr seid ja eh bald weg" und wir müssen tatsächlich demnächst unsere Nachfolger aussuchen! Oh gott...

Jetzt ist jedenfalls schon seit zwei Wochen wieder Schule und unsere Testphase an der BAS hat begonnen. Ich hatte so viel Spaß die letzten Tage mit den neuen Kids, für mich ist das neue Konzept jetzt schon aufgegangen :-) Es ist wirklich süß, noch sind alle so schüchtern und lieb und wir bekommen jeden Tag die Hand geschüttelt, „Good afternoon Coach Julia, Good afternoon Coach Ramah, Good...“ und bisher sind sie noch sehr motiviert für Mathe und Englisch und am Donnerstag wollten sie sogar lieber ein Arbeitsblatt weitermachen als zum Court zu gehen! Crazy! Wir haben 12 Jungs und 2 Mädels, alles 6. Klässer, außer Gerson, der in der 7. Klasse ist und von den älteren noch dabei ist. Die anderen „alten“ kommen 3 mal die Woche.


Mariama, Tiree, Seke, Norman & Jinola


Jedenfalls find ich es viel besser, wie wir’s jetzt machen. Mathe und Englisch abwechselnd, und unsere eigenen Übungen und Themen statt Hausaufgaben. Und hey es macht sogar echt Spaß die Stunden vorzubereiten. (Ich mach Mathe, Ferdi Englisch). Also bisher alles bombe und ich hab mich jetzt schon mindestens 3 mal verliebt. :-)

Soo... Guess what. Nächsten Freitag werde ich schon wieder mit gepackten Koffern das Haus verlassen und mit dem Intercape-Bus nach Kapstadt tuckern. Das Freunde-Seminar wartet! Obwohl wir die Woche über außerhalb von Kapstadt in irgendeinem kleinen Weinort sein werden, haben wir finde ich Glück, dass unser Seminar nicht in Windhoek ist... Ich bin gespannt!

Ein bei Nacht beleuchtetes Boot auf dem Meer
Das war’s erstmal wieder aus Namibia...Ich hoffe euch allen geht's gut und melde mich wieder mit News aus Südafrika ;-)


XX

Samstag, 18. Januar 2014

# 9 Eine Achterbahnfahrt durch das südliche Afrika




Hello again!


Auch ich bin tatsächlich in 2014 angekommen und wünsche euch hiermit noch nachträglich ein dickes Happy New Year!

Die letzten Wochen waren crazy, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Erlebt haben wir viel, so viel, dass ich manchmal lieber für einen Tag die Augen zugelassen hätte um die ganzen Eindrücke und neuen Bilder in meinem Kopf zu genießen und zu verdauen. Es waren 3 Wochen, 4 Länder, 5 Währungen und unzählige Abenteuer;)

Die geplante Reiseroute kennt ihr ja schon, aber da wir hier in Afrika sind und Pläne eher selten in Erfüllung gehen, ist so manches anders gekommen. Los nach Botswana ging’s dann aber trotzdem einigermaßen pünktlich - mit Peter, Ferdi und Ndiili und der Alten Dame, unserem Toyota. Kaum am ersten Camp im botswanischen Busch angekommen, wurden wir beim Zelte aufbauen vom Regen überfallen. Für ein richtiges Feuer hat es leider auch nicht gereicht und so wurde es ein relativ frustrierender erster Abend unseres Trips.



Lebendige Diskussionen über Gott und die Welt haben aber die Moral erhalten und wir haben das Camp am nächsten Tag einfach hinter uns gelassen und sind einen Tag früher nach Maun aufgebrochen. Fasziniert von dem ganzen Grün um uns herum, sind wir an unzähligen Kühen, Eseln und Ziegen am Straßenrand vorbeigefahren. Vorher hat uns ein Schild mit der Aufschrift „Animals have right of way“ (Tiere haben Vorfahrt) vorgewarnt, dass es eine hindernisreiche Fahrt wird. Wie so oft auf diesem Trip hat es während der Fahrt angefangen zu regnen, aber auf einmal wurde es so krass, wir die Straße nicht mehr gesehen haben und anhalten mussten. Erst dann haben wir realisiert, dass da Hagel vom Himmel kommt – verrückt! In Maun hat uns ein flippiges Backpackers erwartet, am südlichen Ende des Okavango Deltas gelegen und somit direkt am Wasser und ausgestattet mit einer tollen Bar, einer großen Küche für Camper und sehr gemütlichen Couches und Hängematten. 





Da unsere Vorbereitungen vor Abfahrt auch nicht nach Plan gelaufen sind, hatten wir nach wie vor nichts als namibische Dollar, während man in Botswana mit Pula bezahlt. Nett, der etwas alkoholisierte Herr an der Rezeption, der uns direkt mal 600 Pula (50 Euro oder so) für ein Willkommensbier an der Bar geliehen hat. In Maun waren wir insgesamt vier Nächte, inklusive Weihnachten. Am 24. haben wir uns für einen Mokoro-Trip ins Delta eingetragen; Mokoros sind Kanus, die traditionell aus Leberwurstbäumen gemacht werden. Eine kostspielige Angelegenheit, die sich für mich nicht zu 100% gelohnt hat, da die Fahrt an sich einfach zu lange war und Ferdi und ich im Gegenteil zu den anderen Boats eine etwas älter Dame als Staker hatten, die mir nach 10 Minuten schon leid tat, weil wir immer ganz hinten waren und Schlangenlinien gefahren sind. Trotzdem war es sehr schön und beruhigend auf klarem Wasser zwischen den hohen Gräsern durchzugleiten und den Libellen hinterher zu gucken. Der eingeplante Stop für einen „Game Walk“ auf einer Insel war in meinen Augen ein riesengroßer Witz, weil die Guides (in Badelatschen und ohne jegliche Ausrüstung) uns eine Ewigkeit IM GÄNSEMARSCH über eine große, eher leere Wiese geführt haben, als würden wir gleich was entdecken. Das einzige Tier auf dieser Tour war ein Wurm, den Peter in einem Baobab-Baum entdeckt hat. April, april.






Weihnachten wird in Namibia bzw. glaube ich generell im südlichen Afrika am 25., dem Christmas Day, gefeiert. Für mich war der Tag vergleichsweise unspektakulär, da ich außer viel zu essen und einer kleinen Bootstour nicht viel gemacht habe. ABER die tollste Weihnachtsüberraschung war, dass früh am morgen plötzlich, ca. 4 m entfernt von uns im Wasser, ein Hippo aufgetaucht ist. Die Dinger sind rieeeeeesig! Aber so knuffig irgendwie hihi, kaum zu glauben, dass das Nilpferd eins der gefährlichsten Tiere auf der Welt ist.




Zur Feier des Tages wurde schon ab früh morgens ein Spanferkel gegrillt, was dann nach langer Warterei nachmittags irgendwann verzehrt wurde.
Auch während diesen Tagen in Maun ist Einiges passiert: in vier Tagen in Botswana ist Peters Kreditkarte zweimal vom Automaten eingezogen worden, Ferdi wurde innerhalb von zwei Wochen sein zweites und drittes Mal geblitzt und die Batterie der Alten Dame hat den Geist aufgegeben nachdem die Alarmanlage angegangen war. Jörg aus Bayern ist aber dann freundlicherweise mit seinem Überbrückungskabel angerückt und hat uns gerettet. Ansonsten haben wir unser Equipment ein bisschen zur Probe gestellt und einige Leckereien gekocht und gegrillt. Schöne Zeit!

Und weiter ging die gute Fahrt... (im Nachhinein ärgerlicherweise) zurück nach Namibia. An diesem Punkt wurde unser Trip offiziell zur Achterbahnfahrt durch das südliche Afrika, geprägt von unserem Glück im Unglück im Glück im Unglück. Schlechtes Timemanagement hat uns dazugeführt, dass wir kurz nach 18.00h an der Grenze ankamen und aus Botswana noch ausreisen durften, aber nicht mehr in Namibia rein. Die Nacht im Niemandsland mit Sicht auf Elefantenherden zu akzeptieren wäre wohl eine kluge Entscheidung gewesen, aber dank einem Grenzbeamten (oder was auch immer dieser Mann für eine Funktion hatte), durften wir nach Namibia fahren unter der Bedingung, dass wir unsere Pässe an der Grenze zurücklassen und sie dort am nächsten Morgen wieder abholen. Lose-lose-situation, unser Ziel Katima Mulilo konnten wir dann trotzdem nicht anfahren, weil wir ja zurück zur Grenze mussten. Also haben wir uns auf die Suche gemacht nach dem empfohlenen Camp Chobe, was wir aber dank schlechter Sicht am besagten Abend erst Tage später auf dem Rückweg gefunden haben. Zufällig (Dummerweise) habe ich dann ein Schild zu einer anderen Campsite entdeckt: „Salambala“. Unfreiwillig wurde die Nacht um ein paar Stunden verlängert, als wir auf der einspurigen Dirt Road, die ein paar Kilometer durch den Busch führt und nach dem Regen natürlich mit Schlammlöchern übersät war, stecken blieben. Mitten im nirgendwo, umringt von nichts als Bäumen und in Gedanken auch Elefanten, Leoparden und Löwen, sind die Jungs ausgestiegen und haben mithilfe von Ästen und ihrer unendlichen Kraft das Auto befreit, während ich die Rolle der Prinzessin auf dem Fahrersitz übernehmen durfte.





Mir war schon die ganze Fahrt schlecht und ich wollte nichts mehr als mich endlich hinlegen zu können. Aber alles war dreckig, alle hatten Hunger, überall Moskitos und für mich war das einfach viel zu unheimlich um klar zu denken... furchtbarer Abend.
Am nächsten Morgen hieß es eigentlich nur raus hier, zurück zur Grenze und Abfahrt Richtung Norden. Tja, dann war da die gute Frau von der Rezeption, die uns empfohlen hat, diesmal den anderen Weg zu nehmen, der viel besser sei, weil dort kein Schlamm ist. Nach gefühlten 10m sind wir dann im Sand stecken geblieben. Es hat sich angefühlt wie Geburtstag, Weihnachten und Abiball zusammen... Das Problem war diesmal noch 10mal größer, da die Reifen beim Anfahren immer nur tiefer in den Sand gegraben haben. Nach einigen Buddel-Versuchen haben wir aufgegeben und Verstärkung gesucht. Mithilfe weiterer starken Männer hatten wir die Alte Dame nach ein paar Stunden wieder zum Laufen gebracht. Da unser treuster Fahrer (unbekannt) danach, wegen der Schlammlöcher nichts mehr riskiert hat, sind wir echt über den engen Waldweg Richtung Straße gerast. Dass wir unterwegs zweimal wenige Zentimeter vor einem Baum zum Stehen kamen, war schon wieder vergessen als wir endlich, endlich die Teerstraße erreicht haben. In Katima Mulilo (fast am Ende des Caprivi Streifens) konnte uns nach der vorherigen Nacht niemand daran hindern im PROTEA Hotel einzuchecken und uns eine Runde an den Pool zu legen. Die Achterbahn fuhr wieder bergauf, gecamped haben wir auch dort, direkt am Fluss bei den Hippos. Das Cordon Bleu aus Hähnchenfleisch war aber dann wieder nicht so ganz mein Fall.


Die Tage bis zum neuen Jahr waren gezählt und nach diesem kurzen Aufenthalt in Namibia ging es weiter nach Zimbabwe, wo uns die Victoria Fälle erwartet haben. Aber hey, wär ja krass, wenn das einfach mal problemlos verlaufen wäre. Mit uns an der Grenze angekommen, waren auch gefühlt die Hälfte aller Festivalbesucher. Geduldig standen wir in der Schlange bis wir ganz vorne waren, nur um herauszufinden bzw. daran erinnert zu werden, dass das Visum pro Person 30 US-Dollar kostet, oder auch 300 Südafrikanische Rand oder alle anderen Währungen, die wir nicht bei uns hatten, weil keine Windhoeker Wechselstelle Rand für uns hatte bevor wir gefahren sind. Ist wohl doch nicht immer so das wahre, dieser African Way...von wegen „we’ll see and make a plan when we get there“. Zufällig hat Peter an der Grenze dann eine Kollegin getroffen, die auch das Ziel Vic Falls hatte und uns ein paar Scheinchen geliehen hat. Als sie abgefahren war, hat man uns mitgeteilt, dass auch das Auto noch mal 600 Rand kostet. Unglück...Glück...Unglück..und jetzt? Glück! Der Beamte an der Schranke hat sich ein paar Dollar verdient indem er uns Namibia Dollars gegen Rand getauscht hat. Mamma Mia. Der arme Peter, größter mir bekannter Gegner aller Polizei- und Grenzstationen, ist mittlerweile die Wand hochgelaufen. Aber heeey.....ab zu den Victoria Falls! Auch die Suche nach unserer Campsite hat sich als kompliziert herausgestellt, da sie anscheinend fünf verschiedene Namen hat und ein paar Kilometer außerhalb der Stadt Victoria Falls liegt. Dort angekommen, völlig geschafft und so erleichtert als wir endlich Allan im Scheinwerferlicht herumspringen sahen und wussten, dass wir richtig sind.

Die Tage in Vic Falls waren auch sehr ereignisreich und...nass. Am ersten Tag haben wir mit den zwei neuen Allan und Mike (die für die Zeit im Zimbabwe bei uns waren) die Fälle angesteuert. Direkt zu Anfang merkt man schon dass die Luftfeuchtigkeit erheblich steigt je näher man an die Fälle kommt, aber dass wir ca. in der Hälfte komplett durchnässt sein werden, damit haben wir nicht gerechnet.  Angeblich treibt der Wind das Wasser von den Fällen so hoch, dass es quasi als Regen wieder herunterkommt. (Ich bin aber immer noch nicht ganz davon überzeugt davon, dass da nicht doch ein Regenschauer mit im Spiel war.) Wie auch immer, es war ein spitzenmäßiges Gefühl (jeder Fan von Sommerregen weiß, was ich meine), im warmen Regen an einem der schönsten Orte der Welt zu sein und an den Vic Falls entlangzulaufen. Ab und zu kam dann auch die Sonne ein bisschen durch die Wolken durch und wir haben knallige Regenbogen gesehen. Es war aber auch einfach toll, am Abgrund zu stehen und zu beobachten wie die mächtigen Wassermassen in die Tiefe fallen... wunderbar. Nachmittags sind wir nach Sambia gelaufen und haben von dort aus ein paar Bungee Sprünge beobachtet und sambische Burger gegessen :-)
der Akku meiner Kamera war leer...das einzige passable Bild:(

Der nächste Tag hat für Peter, Ferdi und mich sehr früh begonnen...ab geht’s....Zambezi River Rafting! Was ein Abenteuer – auf dem Zambezi River, der zwischen Zambia und Zimbabwe fließt hatten wir, zumindest ich, einen anstrengenden Vormittag voller Glücksmomente und Adrenalinschübe und Lachflashs. Wir haben crazy Stromschnellen überlebt, sind mit dem Strom geschwommen, haben Krokodile gesehen, sind von (8-10m?) Klippen gesprungen, haben uns mit unserem Boat umkippen lassen und haben in Wasserschlachten und Kenterversuchen gegen die anderen Boote gekämpft. Danach stand uns ein super anstrengender Hike bevor um zurück zu den Bussen zu kommen. Oben angekommen, hat aber erstmal ein sehr, sehr leckeres Mittagessen auf uns gewartet. Um ca. 15 Uhr waren Ferdi, Peter und ich dann ready für die Gute-Nacht-Geschichte...



Aber halt, wir hatten ja Tickets für den Vic Falls Carnival für den und den nächsten Tag. Der erste Abend ist leider komplett ins Wasser gefallen und da das Festival vor allem was den Aufbau angeht nicht ganz so fortschrittlich war, gab es keine Zelte, von welchen man die Bühne richtig sehen konnte und es war nur sehr wenig los. Dafür war der Silvesterabend um so besser. Wir hatten Glück und bis Mitternacht hat es keinen Tropfen geregnet. Die Musik hat uns auch viel besser gefallen, vor allem als wir einen unserer Rafting-Buddies auf der Bühne wiedererkannt haben. Jeremy Loops aus Cape Town, wen’s interessiert ;-) Wir haben also das neue Jahr sehr gut angefangen - war auch mal toll statt der traditionellen Wanderung ins Feld irgendwo um Landau, in einer großen Menge von Leuten zu stehen, die alle zusammen den Countdown runterzählen.

Jajaaaa..am nächsten Tag ging’s schon wieder weiter, bye-bye Zimbabwe, schön – und teuer wars. ((In Zimbabwe wurde vor ein paar Jahren der US-Dollar als Währung übernommen, ich glaube wir haben die Hälfte unserer Reisekasse in Zimbabwe gelassen.))
Zurück in Namibia (wieder durch Botswana, die dritte Fahrt durch Chobe, die Elefanten waren immer noch toll:)) haben wir zuerstmal Allan und Mike in Katima Mulilo rausgeschmissen um uns dann die Caprivi Region (seit neustem: Zambezi Region) vorzunehmen. Der Plan war zu fahren, bis es dunkel wird und dann im Auto zu schlafen um am nächsten Morgen gleich weiterzufahren.

Da kam aber auch schon das nächste Down auf uns zu: In strömendem Regen und Dunkelheit, 20 Kilometer vor Kongola, unserem Etappenziel, haut Ferdi plötzlich richtig auf die Bremse und zieht das Auto nach rechts auf die Gegenfahrbahn um ein paar Meter weiter stehen zu bleiben. Irgendwas lag auf der Straße, das aussah wie ein Moped oder Fahrrad. Auf dem Weg zurück erkennen wir, dass ein Mann unter seinem Fahrrad auf der Straße liegt. Oh gott. Wir haben ihn um wenige Meter umfahren, es scheint echt knapp gewesen zu sein. Nachdem wir zuerst zögerten, ob wir aussteigen sollen oder nicht, weil man nie wissen kann, ob das nun Fake ist oder nicht, ist der Mann langsam aufgestanden und offensichtlich total betrunken an den Straßenrand gehinkt. Das Auto, das eine Minute später angerast kam, wäre definitiv zu schnell gewesen um ihn zu sehen. Wir standen alle etwas unter Schock.... Eine schaurige und enge Nacht im Auto stand uns bevor.

Die Tage danach waren Faulenzertage im Ngepi Camp bei Divundu, auch noch im Caprivi Streifen. Wobei man sagen muss, dass wir keine Wahl hatten als nichts zu machen, denn es hat durchgängig geregnet und die Klamotten, die man im nächsten Bild sieht, waren vier Tage später immer noch nicht trocken. So auch wir, alles war klamm vom Zelt bis zum Auto und es wurde langsam ungemütlich. Schade, denn das Camp war wirklich toll, wieder direkt am Wasser. 


Also ging’s zurück nach Ongwediva, Ndiilis Home town, wo Peter und ich zum ersten Mal waren, Ferdi schon ein paar mal. Der Norden Namibias war plötzlich wieder heiß und trocken, was ich ungewöhnlicherweise als richtig angenehm empfunden habe...für ein paar Stunden. Wir haben leckeres Essen von Ndiilis Mama bekommen und ein paar Sachen in der Umgebung unternommen, bevor der Trip dem Ende entgegen ging... Mit einem Bekannten konnten wir in lockeren 6 Stunden die 720 km zurück nach Windhoek fahren...auf Ledersitzen! Windhoek war auf einmal super grün und ich habe es fast nicht wiedererkannt, aber es tat gut, wieder zu Hause zu sein :-)))

So viel zum ersten Trip meiner namibischen Sommerferien... der zweite Trip in den Süden in der Woche danach ist natürlich auch der Rede wert, aber dazu mehr beim nächsten Mal ;)

Ich hoffe, ihr habt das neue Jahr alle gut angefangen und freue mich wie immer von euch zu hören!
Julia