Sonntag, 26. Januar 2014

#10 ...wir sind ja schließlich nur einmal jung.



Nach nur zwei Tagen in Windhoek, ging es auch schon weiter auf meinen zweiten Trip, den Mietauto-mit-Dachzelt-und-kompletter-Austattung-Luxustrip, der mich mit den alten Hasen Ferdi und Peter und den Newbies Fabi und Tim in den Süden Namibias führen sollte.

Unser erstes Ziel war der Fish River Canyon. Wir kamen aber erst nachmittags in Windhoek los und durften dank Mietauto nur 90 km/h fahren. Da sich die Fahrer da auch brav drangehalten haben, war unsere erste Etappe in Mariental beendet und wir haben unsere erste Nacht im DACHZELT! auf einem unspektakulären Campingplatz in der Pampa verbracht. Ah halt, die Achterbahnfahrt war auch hier noch nicht vorbei und ganz plötzlich sind die Träume vom vermeintlichen Luxusurlaub nach den zwei Wochen Abenteuer auch geplatzt. Uns wurde die Gasflasche geklaut. Und der ganze Inhalt einer Equipmentkiste. Nach ein bisschen Detektivspielerei kamen wir zu der Theorie, dass jemand in der Nacht zuvor die Schiebefenster des Kofferraums geöffnet haben muss um alles rauszunehmen, was durchgepasst hat. ... Es hätte ja auch mal auch nur für einen Tag was gut gehen können, aber ja. Mit uns kann man’s ja machen, wir sind’s ja mittlerweile gewöhnt.
Alors, am nächsten Morgen kamen wir dem Canyon nach einem kurzen Stopp in Keetmanshoop immer näher, haben den Tag aber dann außerhalb des Ai-Ais-Nationalparks am Pool des Canyon Roadhouse und später mit einem leckeren Braai ausklingen lassen.
Endlich, endlich sind wir dann am nächsten Morgen bei Hobas durch das Gate gefahren und haben den Fish River Canyon erreicht.
Welcome to the second largest canyon of the world!


An mehreren Aussichtspunkten entlang des Canyons kann man eine faszinierende Aussicht genießen und man kommt sich unglaublich klein und unwichtig vor, wenn man so etwas krasses vor Augen hat. Während ich versuchte damit klarzukommen, dass meine Augen ganz und gar nicht einschätzen konnten wie tief und weit dieses „Loch“ ist, haben die Jungs ihrem Echo zugehört und Fabi und Peter sind dann tatsächlich (verbotenerweise, aber wir können ja nicht so gut Englisch) hinunter geklettert und auch irgendwann wieder oben angekommen und wir konnten weiterfahren zu den heißen Quellen von Ai-Ais. Diese Schwefel-Chlor-irgendwas-Quellen wurden in der Nähe des südlichen Ende des Canyon entdeckt und sind ca. 60 Grad heiß. In Ai-Ais, einer Ressortanlage mit kleinem Shop und Mini-Tanktelle wird dieses Wasser in den Pool und die Spa-Anlagen geleitet, sodass wir während unserer Zeit in Ai-Ais eigentlich nur in der „Badewanne“ waren. Die Jungs hatten auch bei den heißen Quellen eine permanente „Oh Gott, ich brauch n Bier“ –Attacke und ich habe aufgehört zu rechnen, wie viel Geld wir für diese Männlichkeitsphasen eigentlich ausgeben. An diesem Punkt rate ich jedem Mädel da draußen, nicht ohne weitere weibliche Gesellschaft und vor allem nicht geistig unvorbereitet auf einen Jungs-Trip zu gehen.
Diese depressive Stimmung hat sich aber auch immer wieder gelegt, ich glaub also nicht dass ich die Fassung verloren hab.
Deeeenn....dann stand der in meinen Augen schönste Teil des Trips bevor, was ich aber vorher auch nicht wusste. Von Ai-Ais aus sind wir weiter Richtung Südafrika gefahren, von der Teerstraße irgendwann auf die Schotterstraße und kamen in den Genuss, stundelang durch menschenleere, jedoch wunderschöne Landschaften zu fahren. Erst hier wurde mir richtig bewusst, wie weit und leer dieses Land doch ist. Es war wunderbar. Wir haben, abgesehen von einem einzigen Auto, keine Menschenseele getroffen bis wir zur südafrikanischen Grenze kamen. Ich war totmüde, konnte aber kein Auge zutun, weil es trotz der Einsamkeit dort unten soo viel zu sehen gab. Natürlich ist dort unten alles sehr trocken, wir haben deshalb auch nur einmal eine mini-kleine Antilope gesehen – und ein Haufen Gestrüpp und riesige Felshügel, Berge und vor uns die niemals endende Straße gen Süden. Geebnet wurde diese Straße auch nie, deswegen war diesmal auch das Bauchgefühl einer Achterbahnfahrt entsprechend. Fabi wollte auch den Fahrersitz nicht mehr hergeben und hat seine Vorliebe für gravel roads entdeckt. Die tollste Entdeckung jedoch war, als wir um eine Kurve fuhren und vor uns den Orange River, die Grenze zu Südafrika, in all seinen knalligen Farben erblickt haben. Eine wunderbare Aussicht, Ankunft im Paradies.



Als nächstes stand Lüderitz auf dem Programm und wir mussten den Orange River wieder Richtung Nordwesten verlassen. Einige Kilometer vor der Stadt mussten die Jungs ein bisschen Energie loswerden und sind ein paar Dünen hochgerannt, es war allerdings so windig, dass alles komplett sandig war, jeder Sandkörner in den Augen hatte und wir schnell weiterwollten. Peter’s Highlight war, dass wir kurze Zeit später wieder Radio hören konnten, da Hitradio Namibia seit neustem auch Frequenzen in Lüderitz hat! „Peter und seine Gang“ wurden sogar von seiner Kollegin mit einem Lied gegrüßt, yeaaah... Die Ankunft in Lüderitz bot uns ein schönes Bild des Hafens im Abendlicht.



Wir haben die Shark Island Campsite aufgesucht, die auf einer Halbinsel liegt, und den allerschönsten Campingplatz gefunden. Mit Abstand mein Favorit bisher.

Unser Stellplatz

 Ein gemütliches Bier auf dem höchsten Felsen während dem Sonnenuntergang am Meer, und alle hatten sich lieb. Das war ein Freitag. Gegessen haben wir im einzigen Restaurant, das wir gefunden hatten und das offen hatte. Der Abend und die Nacht daanch waren, let’s say spaßig, aber der Sternenhimmel war so schön, dass ich eigentlich nur eingemummelt auf den Felsen lag. Auch am nächsten Morgen, Samstag, hatte noch nicht mal der Spar offen. Wunderbares verschlafenes Küstenstädtchen :-)
Am Morgen sind wir noch einmal um die Halbinsel unterhalb von Lüderitz gefahren, wo wir eine windige, aber tolle Aussicht auf's Meer hatten und Robben, und von weitem auch Pinguine gesehen haben.




Leider stand Samstag auch für Aufbruch und wir müssten uns schon wieder auf den Weg nach Windhoek machen. Auch das waren zwei Etappen und wir haben die Nacht bei Skyfall, I mean Seeheim verbracht. Ein gruseliges Hotel im Jägerstyle – der Besitzer hatte einen crazy Vogel auf seiner Schulter sitzen, der ihn auf Kommando geküsst hat. Vor dem Dinner konnten wir den Brüdern unseres Essens noch Hallo sagen...



Wir mussten dann sogar selbst das Licht überall ausschalten als wir fertig waren mit essen, weil beide Angestellte und der Besitzer ins Bett gegangen sind. Oder die Kettensäge holen...

Guten Morgen und Abfahrt zurück nach Windhoek! Am Montagmorgen, sollten wir wieder arbeiten... und alles was ich wollte war eine Woche Urlaub vom Urlaub. Puuh.

Viele Regenstunden, Sonnenstunden und hunderte Fotos später, tausende Dollars weniger, dafür einige Falten und Erfahrungen mehr und meine afrikanischen Sommerferien sind auch vorbei.
Alles in allem eine abenteuerliche und schöne Zeit, der Übergang zur zweiten Hälfte meines Freiwilligendienstes. Und auf einmal machen alle so, als geht das ganze jetzt schon dem Ende entgegen. Ich höre ständig, "ihr seid ja eh bald weg" und wir müssen tatsächlich demnächst unsere Nachfolger aussuchen! Oh gott...

Jetzt ist jedenfalls schon seit zwei Wochen wieder Schule und unsere Testphase an der BAS hat begonnen. Ich hatte so viel Spaß die letzten Tage mit den neuen Kids, für mich ist das neue Konzept jetzt schon aufgegangen :-) Es ist wirklich süß, noch sind alle so schüchtern und lieb und wir bekommen jeden Tag die Hand geschüttelt, „Good afternoon Coach Julia, Good afternoon Coach Ramah, Good...“ und bisher sind sie noch sehr motiviert für Mathe und Englisch und am Donnerstag wollten sie sogar lieber ein Arbeitsblatt weitermachen als zum Court zu gehen! Crazy! Wir haben 12 Jungs und 2 Mädels, alles 6. Klässer, außer Gerson, der in der 7. Klasse ist und von den älteren noch dabei ist. Die anderen „alten“ kommen 3 mal die Woche.


Mariama, Tiree, Seke, Norman & Jinola


Jedenfalls find ich es viel besser, wie wir’s jetzt machen. Mathe und Englisch abwechselnd, und unsere eigenen Übungen und Themen statt Hausaufgaben. Und hey es macht sogar echt Spaß die Stunden vorzubereiten. (Ich mach Mathe, Ferdi Englisch). Also bisher alles bombe und ich hab mich jetzt schon mindestens 3 mal verliebt. :-)

Soo... Guess what. Nächsten Freitag werde ich schon wieder mit gepackten Koffern das Haus verlassen und mit dem Intercape-Bus nach Kapstadt tuckern. Das Freunde-Seminar wartet! Obwohl wir die Woche über außerhalb von Kapstadt in irgendeinem kleinen Weinort sein werden, haben wir finde ich Glück, dass unser Seminar nicht in Windhoek ist... Ich bin gespannt!

Ein bei Nacht beleuchtetes Boot auf dem Meer
Das war’s erstmal wieder aus Namibia...Ich hoffe euch allen geht's gut und melde mich wieder mit News aus Südafrika ;-)


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